Sarah Kreis Sarah Kreis

Bitte achtet euch!

Männer zeigen starkes Allyship. Frauen und anderen marginalisierten Personen hingegen, fehlen oft die Fürsperecher:innen in Teams? Nur, wenn wir die Situationen im Büro-Alltag erkennen und benennen können, kann echter Wandel stattfinden. Mit konkreter Übung für das nächste Meeting!

Foto von Annie Spratt auf Unsplash

Was erwartet euch in diesem Text? Ich will ehrlich sein: Ich muss das mal loswerden. Es geht um einen Missstand, bei dem ich denke, dass er mit einem bewussteren Umgang relativ einfach zu beseitigen wäre. Nämlich: Wie eliminieren wir die Ungleichbehandlung von Frauen und anderen von Vorurteilen Betroffenen im Business-Kontext? Dazu einige Gedanken – und eine einfach anwendbare Idee für den Büroalltag.


Ist euch schon mal aufgefallen, dass Männer anderen Männern gefallen wollen? 👀

Sie finden sich cool, grüssen sich auf dem Flur mit lustigen Handschlägen, klopfen sich auf die Schulter und finden sich einfach gut. Nun atmet der cis-Mann, der bis hierhin gelesen hat, sicher auf, denn damit sei geklärt, was “gefallen wollen” in diesem Zusammenhang meint. Und wir Frauen? Wir wollen ebenfalls den Männern gefallen.

Ihr pflichtet mir sicher bei, liebe Kolleginnen, dass uns Frauen damit in einer emanzipierten Welt unter vermeintlich gleichgestellten Mitarbeitenden langfristig nicht wirklich Gleiches zukommen kann?

Im Gegenteil, es wirkt sich sogar äusserst ungünstig auf unser “Standing” aus und zementiert die bestehende Ungleichbehandlung in der Arbeitswelt. Während das führende Alpha-Männchen (wir erinnern uns: das ist jenes, das andere Männer emporhebt, sobald seine eigene Position gesichert ist) sicher nicht sein Augenmerk auf talentierte Frauen richtet, weil die männlichen Zurufe so viel lauter sind und die Anwärter bereits in den Startlöchern stehen, verpassen wir die Chance. Wenn uns das wütend macht – dann bitte leise, sonst sind wir unangenehm “hässig” und schwierig zu ertragen. So müssen wir nur noch mehr zurückhalten von dem, was wir denken und wissen – ansonsten droht Ausschluss. Also passen wir uns an – selbst die Rebellinnen unter uns.

Und weil wir hoffen, dass unser “hofieren” irgendwann auch etwas von diesem Status des Alpha-Männchen auf uns abfärben lässt, tun wir es den Männern gleich. Wir sind streng zu uns selbst und ebenso zu Kolleginnen und unterstützen die Männer dabei aktiv in ihrem Weiterkommen.

Aber so geht es nicht! Ladies, wir brauchen unsere eigene Lobby! Wir müssen mehr auf uns achten. Und wir benötigen Allyship – unsere Verbündeten, die sich zu Wort melden, nicht um uns zu “retten” oder andere zu belehren, sondern damit wir alle besser darin werden, allen im Team denselben Stellenwert zukommen zu lassen.

Ich mache uns Frauen dafür sicher keine Vorwürfe, wir haben es so verinnerlicht. Und – es funktioniert auch heute noch grösstenteils so; wenn wir die Gunst der Alpha-Männchen haben, dann erst haben wir reelle Chancen im Business, in der Politik und im gesellschaftlichen Leben gesehen und ernst genommen zu werden. Der Weg dorthin ist oft: Lange am selben Ort in der selben Abteilung/Stellung treue Dienste zu erweisen, nahezu perfekt zu sein oder so brilliant zu performen, dass nach jeglichem Ermessen kein Besserer (hier wird bewusst die männliche Form verwendet), gefunden werden kann.

Eine Frau muss sich unzählige Male als fähig erweisen, bis sie als fähig erkannt wird - ein Mann muss sich unzählige Male als unfähig erweisen, bis er als unfähig erkannt wird.
— Name der Redaktion bekannt

Was ich in meiner beruflichen Karriere gelernt habe und das verstört mich zutiefst; selbst wenn Frauen in der Führung sind, reproduzieren sie oft unbewusst dasselbe, sogar aus ihrer Position. Die Stellung, in der sie erstmals unantastbar und befähigt wären, als bestes Beispiel voranzugehen, bleibt damit ungenutzt. Es gibt selbstverständlich Ausnahmen aber nach meinem Ermessen sollte das eher die Regel sein, nicht die Ausnahme.

Ich habe das selbst in einem Hilfswerk erlebt. Obwohl solche Organisationen ein gleichstellungsorientiertes Selbstverständnis haben: Männer kamen auch dort deutlich öfter zu Wort – auch dann, wenn das Thema gar nicht ihrem Fachgebiet entsprach oder gar erfahrenere Frauen im Raum waren. Ihre Aussagen stiessen dennoch auf Zustimmung, wurden aufgenommen und rege diskutiert. Die Beiträge der Frauen hingegen verhallten oft im Raum. Falls ich hier in eine gewisse Polemik abdrifte, verzeiht es mir, es beschäftigt mich einfach schon zu lange und es gibt vor allem Lösungen!

OK? Sags mir, was kann ich tun?

Achte dich im nächsten Meeting, auch in Bezug auf dein eigenes Verhalten:

Check Redezeit?

  • Notiere im nächsten Meeting für dich, wer (m/f/d) wie lange redet.

Wessen Aussagen haben mehr Gewicht?

  • Notiere dir die Namen aller, die einen Vortrag kommentieren. Das sind alle Wortmeldungen, die unmittelbar auf eine Präsentation oder ähnliches folgen wie: Bemerkungen, Ergänzungen, Ideen, Bedenken, Lösungswege und dergleichen.

  • Notiere direkt dazu, wieviele positive Reaktionen auf jede dieser Wortmeldungen folgen. Das kann ein zustimmendes Nicken sein, ein stimmliches beipflichten, das Aufnehmen des Punktes und daraus resultierende weitere Gespräche. Für jede Reaktion gibt es einen Strich. Wer hat am Ende die Meisten Punkte?

Wer unterbricht andere?

  • Auch interessant zu protokollieren: Wer darf andere ohne Einhalt unterbrechen?

Bringe daraufhin deine Beobachtungen zu den Verantwortlichen und rege an, dass ihr gemeinsame Normen entwickelt, die Ausgleich schaffen. Schlage vor, dass ihr als Team eine Art Signal einführt, das bei Regelverstoss als “friendly reminder” verwendet werden kann.

Wenn ihr eine Kultur der Gleichstellung tatsächlich anstrebt, dann wird am Diskurs über diesen Vorschlag schnell klar, wie ernst den Verantwortlichen das Thema ist.


Hierzu ein hilfreicher TED Talk, der das “voneinander Lernen-Wollen” in dieser Hinsicht in drei Schritten in die Praxis umsetzt. Nur so, gelingt es das volle Potenzial aller Mitarbeitenden im Team nutzen zu können und langfristig zufriedene Mitarbeitende zu haben.

Wie man Vorurteile gezielt unterbricht – nach Trier Bryant und Kim Scott:

  • Ein gemeinsames Vokabular schaffen, um Vorurteile anzusprechen (ab Min. 0:50), zum Beispiel mit einem Signalwort wie «purple flag» oder durch eine Ich-Botschaft, etwa: «Ich glaube nicht, dass du das so gemeint hast, wie es geklungen hat.»

  • Eine gemeinsame Norm entwickeln, wie man reagiert, wenn ein eigenes Vorurteil angesprochen wird (ab Min. 2:40). Da das peinlich sein kann, braucht es Mut, andere auf ihre Vorurteile hinzuweisen. Eine mögliche Reaktion ist: «Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast», wenn man es versteht, oder: «Danke – ich verstehe es gerade nicht ganz, kannst du es mir bitte nach der Sitzung erklären?»

  • Sich verpflichten, Vorurteile regelmässig zu hinterfragen und zu unterbrechen (ab Min. 4:45) – zum Beispiel mindestens einmal in jeder Sitzung. Denn Schweigen verstärkt Vorurteile. Wir alle tragen Verantwortung, uns zu äussern.

The shared norm made me listen and learn, rather than getting defencive - the fact that there was a norm at all, reassured me that other people are making similar kinds of mistakes”
— Kim Scott
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Die Rauhnächte – neue Auflage!

Die Rauhnächte - Rauhnachtrituale

Nach dem Erfolg der Erstauflage geht unser Journal zu den Rauhnächten in die zweite Auflage. Zusammen mit meiner Co-Autorin Sarah Martin habe ich dieses Werk geschaffen, um einen alten Brauch, der sich aktuell wieder grosser Beliebtheit erfreut, aufzugreifen. Hier bestellen!

Die Rauhnächte von Sarah Martin und Sarah Kreis

Wir selbst praktizieren die Rauhnächte seit einigen Jahren, fanden jedoch weder Publikationen noch Beiträge im Internet, die uns visuell oder inhaltlich überzeugten. "Das muss doch besser gehen!" sagten wir uns. So nutzten wir unsere langjährige Erfahrung in Kommunikation und Gestaltung, um eine moderne Alternative zur herkömmlichen Esoterik-Literatur zu entwickeln – ein Magazin, das ästhetisch ansprechend und zeitgemäss ist, ohne dabei ins Mystische abzudriften.

Unser Ziel war es, Inhalte zur inneren Einkehr und Reflexion zugänglich und in einer klaren, modernen Ästhetik zu gestalten. Die Fotografien von Claudia Link fangen die raue Schönheit der Natur perfekt ein und unterstreichen die Botschaft des Magazins.

Ein Tipp für Marketers und Kommunikationsfachleute: Sucht ihr für eure Kampagnen qualitativ hochwertige, nicht-stereotype Bilder? Dann schaut euch unbedingt die Bilddatenbank aethik.ch an, die Sarah Martin gemeinsam mit Claudia Link betreibt. Hier findet ihr sicher das Passende für eure Projekte.

Die positive Resonanz auf die erste Auflage freut uns sehr, und wir hoffen, dass auch die zweite Auflage Menschen dazu inspiriert, die Rauhnächte und damit die Zeit zwischen den Jahren in ruhiger Klarheit zu geniessen.

Das Magazin kann ab sofort auf aethik.ch vorbestellt werden.


Hier 6 Empfehlungen für ein ruhiges Jahresende

1. Schaffe bewusste Pausen

  • Mini-Pausen für die Seele: Die Rauhnächte sind eine „Zeit zwischen den Zeiten“ – und auch du kannst dir kleine Momente der Ruhe schaffen. Lege das Handy zur Seite, schalte den Fernseher aus und gönne dir Momente des Innehaltens.

  • Rückzug vom Alltag: Nutze diese Momente, um dich ganz auf dich selbst zu konzentrieren, weg von der digitalen und äußeren Welt.

2. Reflektiere und setze dir neue Ziele

  • Blick zurück und nach vorne: Die Rauhnächte sind ideal, um über das vergangene Jahr nachzudenken – deine Erfolge, Herausforderungen und Lernerfahrungen.

  • Visualisiere deine Wünsche: Nutze die Tradition der “13 Wünsche“. Schreibe deine Wünsche für das neue Jahr auf und verbrenne jede Rauhnacht einen Zettel, ohne vorher zu lesen, um deine Wünsche loszulassen und dem Universum anzuvertrauen. Der letzte Wunsch bleibt bei dir und zeigt dir, woran du im kommenden Jahr selbst arbeiten kannst.

3. Verbinde dich mit der Natur

  • Natur erleben: Auch wenn du nicht in den Alpen lebst, kannst du Natur in deinen Alltag integrieren. Gehe spazieren, sei es im Park, im Wald oder am Wasser.

  • Lass dich inspirieren: Beobachte die Natur und ihre Veränderungen. Erlaube dir, dich von der Kraft und Schönheit der Natur inspirieren zu lassen und dich mit ihr zu verbinden.

4. Praktiziere Rituale, die dir guttun

  • Schaffe deine eigenen Rituale: Rituale geben Struktur und helfen, den Fokus zu stärken. Du kannst traditionelle Rituale der Rauhnächte übernehmen oder deine ganz eigenen kreieren, die zu deinem Leben passen.

  • Beispiele für moderne Rituale: Finde Entspannung in Meditation, Schreiben oder Malen. Zünde eine Kerze an, mache Yoga oder nutze Düfte beim Räuchern – finde Rituale, die dir guttun und deine Achtsamkeit fördern.

5. Genieße wertvolle Zeit mit deinen Liebsten

  • Erinnere dich an die Bedeutung sozialer Verbindungen: Die Rauhnächte erinnern uns daran, wie wichtig Beziehungen und Gemeinschaft sind.

  • Plane gemeinsame Momente: Nutze diese Zeit, um mit Familie und Freunden zusammenzukommen, gemeinsame Mahlzeiten zuzubereiten oder einfach nur Geschichten und Erinnerungen auszutauschen.

6. Höre auf deine Bedürfnisse

  • Selbstfürsorge und Achtsamkeit: Die Rauhnächte laden dazu ein, deine eigenen Bedürfnisse bewusst wahrzunehmen.

  • Was tut dir wirklich gut?: Frage dich, was du brauchst, um dich wohlzufühlen. Sorge für ausreichend Schlaf, ernähre dich gesund und gönne dir Bewegung – kurz: Gönne dir all das, was dir Kraft und Wohlbefinden schenkt.

Der wichtigste Rat: Passe die Rituale an deinen Lebensstil an

Es geht nicht darum, starre Regeln zu befolgen und noch mehr optimieren zu wollen, sondern die Prinzipien der Rauhnächte so zu gestalten, dass sie dein Leben bereichern. Viel Spass damit!

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